Virtueller Frühjahrsputz
Aufräumen ohne Staub aufzuwirbeln
Ich habe mehrere Geräte mit Debian-ähnlichen Linux-Distributionen. Und ich hatte heute Lust, da mal ein bisschen aufzuräumen. Und wo ich schonmal dabei bin, kann ich das auch gleich aufschreiben.
Ich gehe davon aus, dass
- ihr ein Release einsetzt (also z.B.
buster
oderbionic
). Ich bin mir nicht sicher, ob das auch auf einem Rolling-Release wietesting
funktioniert. - ihr grundlegend mit einem Terminal umgehen könnt.
- ihr aktuelle Backups habt und wisst, wie ihr die im Notfall wiederherstellen könnt. (Hier sollte nichts an euren Daten passieren, aber im schlimmsten Fall startet das System möglicherweise nachher nicht mehr.)
- euer System auf deutsch eingestellt ist (zumindest ist es meins auf den Screenshots).
Schritt 1: Das System auf den aktuellen Stand bringen
Das ist ja wahrscheinlich eh der Fall. Ihr habt ja entweder automatische Updates aktiviert oder kümmert euch da regelmäßig selbst drum.
Aber es kann nie schaden, nochmal nachzugucken:
apt update
aktualisiert eure Paketlisten:
apt list --upgradable
zeigt euch an, zu welchen Paketen eine neue Version vorliegt: (apt list --upgradeable
funktioniert auch.)
apt full-upgrade
aktualisiert das ganze System:
Schritt 2: automatisch nicht mehr benötigte Pakete entfernen
Das kann apt selbst - apt autoremove
tut dies:
(Wie das funktioniert? apt speichert für jedes Paket, ob ihr das installiert habt oder ob das nur installiert wurde, weil ein anderes Paket das benötigt. Im letzten Fall wird das dann nicht mehr gebraucht, wenn das andere Paket entfernt wurde - aber es wird nicht automatisch deinstalliert, sondern erst mit apt autoremove
.)
Schritt 3: manuell nicht mehr benötigte Pakete entfernen
Hierfür verwende ich immer aptitude, ich weiß nicht, ob das auch mit apt geht. Das muss man teilweise erst installieren:
Dann könnt ihr das mit aptitude
starten und in der Kategorie “Veraltete und selbst erstellte Pakete” schauen, ob da Pakete sind, die ihr nicht mehr braucht.
Zur Navigation:
Enter
klappt Kategorien auf und zu oder öffnet die Detailansicht eines PaketsPfeil rauf
/Pfeil runter
verschieben die Auswahlq
kehrt zum vorherigen Bildschirm zurück oder schließt das Programm-
entfernt ein Paket und behält die Konfiguration_
entfernt ein Paket samt Konfiguration:
hebt alle geplanten Aktionen auf dem Paket aufg
zeigt eure Aktionen an (ein zweiter Druck führt sie aus)
(“Konfiguration” meint hier hauptsächlich Dateien in /etc
. Dateien in /home
sollten hierdurch nicht angefasst werden.)
Zur Beurteilung, was nicht mehr gebraucht wird:
- Wenn euch der Paketname etwas sagt, könnt ihr das selbst beurteilen. :)
- In der Detailansicht steht möglicherweise eine Beschreibung oder eine Homepage oder sowas.
- Wenn ihr ein Paket entfernt, warnt euch aptitude, falls das noch von anderen installierten Paketen benötigt wird.
- Wenn euch der Name nichts sagt, braucht ihr es wahrscheinlich nicht mehr. (Siehe Punkt vorher.)
Achtung: Bitte entfernt in diesem Schritt keine Kernel, wenn ihr nicht exakt wisst, was ihr tut. Nicht mehr benötigte Kernel sollten als “automatisch installiert” markiert sein und durch apt autoremove
entfernt worden sein. Wenn ihr hier zu viel entfernt, habt ihr möglicherweise gar keinen (funktionierenden) Kernel mehr.
(Wie das funktioniert? Wenn eure Distribution ein Paket aus den Paketquellen entfernt, landet es in “veraltete und selbst erstellte Pakete”, wird aber nicht automatisch entfernt. Das könnt ihr hier tun.)
Wenn ihr das erledigt habt (also die entsprechenden Pakete zum Löschen ausgewählt habt und sie deinstalliert habt), kommen jetzt die verbleibenden Konfigurationen dran.
Drückt dazu Strg+T
, um das Menü aufzurufen, und wählt dann “Suchen -> Anzeige eingrenzen” aus:
In dem erscheinenden Dialog gebt ihr ~c
ein (das steht für “hat Konfiguration”):
Dann schaut ihr die Pakete im Bereich “Nicht installierte Pakete” durch (Navigation und Beurteilung wie eben).
(Wie das funktioniert? Wenn ihr Pakete deinstalliert, verbleibt deren Konfiguration auf eurem Rechner für den Fall, dass ihr die nochmal irgendwann braucht. Wenn ihr die aber nie verändert habt, braucht ihr die nicht aufzubewahren - ihr könnt das Paket ja einfach wieder installieren.)
Und danach (also wenn ihr die Aktionen tatsächlich durchgeführt habt) seid ihr fertig. :)
Update (16:17): zwei kleinere Konkretisierungen (Sprache und /etc
)